Ein schweres Wort zur Leichtigkeit der deutschen Kultur

Weltreisender - Digitale Nomade - Backpacker - Reisender - Autor - Kulturpsychologe - Redner Dr Martin Krengel - ReisebuchIch verbringe seit einigen Jahren ein paar Monate in Südamerika, um dem Berliner Winter zu entfliehen. Dieses Mal war ich besonders lange dort und bin besonders tief in die immer wieder spannende Kultur abgetaucht.

Nun komme ich von einer 5-monatigen Aufenthalt in Brasilien, Kolumbien und Kuba zurück. Ich liebe es, in diese so andersartigen Länder komplett einzutauchen und halte mich dort mit Absicht von Deutschen fern. Ich will andere Denkmuster spüren. Und ich will ein wenig Kultur aufsaugen und verinnerlichen.

Auf diese Weise spüre ich die „kulturellen Ränder“ besonders stark, wenn ich wieder her komme.

Nun bin ich zurück und mir fällt mal wieder auf, wie toll Deutschland eigentlich ist.

Es sind die Kleinigkeiten, die wir so oft für selbstverständlich nehmen und die uns nicht besonders auffallen:

  1. Ich laufe über die Straßen, ohne zu stolpern.
  2. Die nächste gute Espressomaschine ist weniger als einen Halbmarathon entfernt.
  3. Öffentlicher Transport, der keiner Lotterie gleicht. (Kommt der Bus? Überlebe ich den wahnsinnigen Fahrer?)
  4. Ich habe vergessen, wie gut sich Duschen anfühlen kann, denn die Duschen haben hier Wasserdruck.
  5. Die Sensation: Wenn ich dusche, kommt warmes Wasser raus.
  6. Wenn ich mich an einen Tisch setze, sind Sitzhöhe und Tisch aufeinander abgestimmt, sodass man auf diesem bequem essen oder auch mal was schreiben kann.
  7. Man darf Toilettenpapier ins Klo werfen, ohne dass es verstopft.
  8. Es gibt dunkles Brot, Mett, Ziegenkäse und laktosefreie Produkte sind einfach erhältlich.

Das sind nur einige der positiven Aspekte, die mir auffallen, wenn ich wieder da bin. Wir sollten unglaublich stolz auf unsere wirtschaftlichen und kulturellen Errungenschaften sein. Eigentlich sollten wir jeden Morgen quietschvergnügt an die Decke springen und uns des Lebens freuen. Ich dachte mir:

Wir sollten rausrennen und nackt im Regen tanzen und in die Welt hinausschreien:

Ich bin so Tausend Mal unendlich glücklich, dass ich in Deutschland geboren wurde – oder zumindest hier leben darf!“

Doch die Realität sieht natürlich anders ans. Was war denn das erstes, was ich hier höre?

  • 1. Eine Frau meckert über die 10 Minuten Verspätung des Flugzeugs.
  • 2. Beim Bäcker unten im Haus überhöre ich ein Gespräch. Ich verstehe das Thema nicht, doch der Mann ist deutlich:

Ich könnt kotzen!“

Hallo?

Leute!

Wir sind eine Mecker-Kultur!!!

Wie konnte ich das vergessen? Das ständige Kritisieren, negativ Denken und vor sich hin Grummeln.

Puh!

Ist das nicht anstrengend?

Es ist.

Ich weiß das zu gut, denn ich tauche nicht zufällig gern in Südamerika unter.

Die Leichtigkeit des Seins bekommt mir gut. Das Temperament, der Rhytmus, die lebhafte Musik.

Die Menschen, die ich kennengelernt habe, denen geht es deutlich schlechter als uns. Rio ist gefährlich, der Transport ein Graus, die Hitze unerträglich. In Bogotá steht in jedem Supermarkt eine Sicherheitskraft mit Sturmgewehr. In manche Bezirke solltest du auch tagsüber nicht gehen. Kolumbien ist momentan politisch ein wenig zerrissen.

Und Kuba, Kuba ist eine andere Geschichte. Eine andere, ferne, antiquierte Welt. Der nationale monatliche Durchschnittslohn liegt bei um die 20 Euro!!!

Klar, die Menschen beschweren sich auch dort.

Doch sie machen das sanfter. Sie verschwenden weniger Energie auf das Meckern und Fluchen. Es ist ein akzeptierendes Beschweren.

Gut, du könntest sagen, deswegen verändert sich nichts. Kann gut sein.

Was ich positiv in Deutschland finde, ist, dass mir hier aufgefallen ist, mit welchem Veränderungswillen die Leute hier denken:

  • Der größte Teil der Gespräche dreht sich um die Arbeit
  • Die Gesprächspartner überlegen, wie sie Dinge besser machen können, entweder auf der Arbeit oder wie sie ihre Kinder erziehen können.

Es ist toll, das die Menschen hier tiefer reflektieren, hinterfragen und woanders hin wollen.

Wir sind ständig am Planen, Tüfteln, Verbessern.

Wir Selbstoptimierer-Kultur.

Das ist nichts schlechtes. Aber leider sind wir auch eine Festhalt- und Festbeiß-Kultur.

Denn den wenigsten hier gelingt es loszulassen.

Anzunehmen.

Zu akzeptieren.

Und es erscheint mir unheimlich stressig. In fast jedem Gespräch, das du hier führst kommt ein ungefragter Ratschlag oder eine Warnung über eine Sache, die gefährlich werden könnte und auf die ich achten sollte.

Und natürlich darf die Gesprächssektion nicht fehlen, in der du oder dein Gegenüber negativ über seine Kollegen, Chef oder Familie redet.

So ist es vielleicht kein Zufall, dass die Bücherregale von Happiness und Loslass-Ratgebern überflutet werden.

Vielleicht ist es auch kein Zufall, dass die Anzahl der Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund psychischer Erkrankungen in den letzten Jahren um mehr als 80 Prozent gestiegen ist. In 2011 waren es bundesweit 59,2 Millionen Tage. 20% aller Erwerbstätigen in Deutschland erleben Burnout-ähnliche Phasen. Jeder Fünfte Arbeitnehmer leidet damit unter gesundheitlichen Folgen verursacht durch Stress. Das geht von Schlafstörungen bis zum Herzinfarkt.

    Geht es auch anders?

    Dazu eine Story:

    Während meiner Weltreise habe ich ein Pärchen aus Rio kennengelernt. Sie sagten mir vor dem Karneval „Wir kennen das alles schon und werden nicht jeden Tag feiern gehen. Wir machen lieber Liebe. (!) Aber wir stellen dir einen Freund vor, der ist auch Single, mit dem kannst du feiern gehen!“.

    Nach 4 Wochen war dieser Freund ein sehr guter Freund von mir geworden. Wir gingen aus, tranken Bier und tanzten zum sanften Samba-Rythmus. Doch die Freundschaft war anders als eine Deutsch-Deutsche Freundschaft. Wir saßen nicht einmal am Tisch zusammen und redeten lange. Wir lebten gemeinsam, genossen die gemeinsam verbrachte Zeit miteinander ohne Probleme zu suchen, die in diesem Moment gar nicht an diesem Ort waren.

    Dennoch, mein deutsches Hirn war neugierig und so fragte ich mein Pärchen:

    „Was macht Thiago eigentlich beruflich?“

    Die Antwort: „Das wissen wir auch nicht so genau?“

    – Wieso nicht?

    „Wir reden nicht über die Arbeit!“

    Wie bitte? Das ist euer Schulfreund, ich kennt euch seit 10 Jahren!!

    Und das waren alle drei studierte Leute: Laeticia arbeitet für die Regierung, Rafael ist Ingenieur für Petrobas und mein Kumpel war auch Ingenieur, sogar für eine deutsche Firma. Aber mehr Details als das habe ich nie rausbekommen. Ich werde auch nicht mehr Fragen.

    Es ist nicht wichtig.

    Nicht für eine Freundschaft. Nicht für eine gute Zeit.

    Wir können viel voneinander lernen!

    Ich freu mich drauf.

    Dein

    Dr. Martin Krengel

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    P.S.S: (Nachtrag)

    Eine Woche später höre ich im Regionalexpress: „Die (Flüchtlinge) sollen mal alle verschwinden!“ Puh! Ich glaube diese Gruppe Deutscher sollte mal verschwinden. Raus hier. Raus aus Deutschland. Rein in die Welt! Sie sollte einmal selbst – nicht aus RTL II sehen, spüren, erleben, wie der Großteil der Menschen wirklich lebt. Denn die schlimmste Weltanschauung ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nie angeschaut haben!

    Die schlimmste Weltanschauung ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nie angeschaut haben!

    Reisen weitet erweitert den Horizont - Reisen ist die beste Entwicklung der Persoenlichkeit - Flüchtlinge - Fremdenhass - Dr Martin Krengel - Postkarte aus Reisebuch Stoppt die Welt



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    Kategorie: Mein Leben als digitaler Nomade
    Artikel von
    am 23.06.2018

    Dr. Martin Krengel

    Hi, ich bin Martin,


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